Der BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) hat am 11. Februar 2013 einen Plan veröffentlicht, in dem beschrieben wird, wie und in welchen Schritten sich Smart Grids realisieren lassen:
BDEW-Roadmap:
Realistische Schritte zur Umsetzung von Smart Grids in Deutschland
Die Roadmap kann hier herunter geladen werden [pdf, 3,6 MB].
Der Plan geht davon aus, dass die Umsetzung eher Jahrzehnte dauert als Jahre! Smart Grids werden über einen lang dauernden Marathon erreicht – Sprinter sind fehl am Platz!
In Bezug auf die nächsten zehn Jahre führt die Roadmap in der Executive Summary aus:
“… Das kommende Jahrzehnt wird hierbei in drei Phasen unterteilt:
- Die Aufbau- und Pionierphase (2012 bis 2014),
- die Etablierungs- und Ausgestaltungsphase (2014 bis 2018) sowie
- die Realisierungs- und Marktphase (2018 bis 2022).
Inhaltlich werden zehn Schritte unterschieden: Wichtige Grundlagen für Smart Grids werden durch stringente Regelungen zur Abgrenzung sowie Interaktion von Markt und Netz, die Entwicklung eines konsistenten rechtlichen und regulatorischen Rahmens, Forschung und Entwicklung sowie die Erstellung von Standards und Normen geschaffen. Diese Grundlagen müssen so schnell wie möglich entwickelt werden. Darauf aufbauend soll zum Einen die Weiterentwicklung der Infrastruktur erfolgen (Sensorik, intelligente Messsysteme, Netzautomatisierung, Energieinformationsnetz).”
Ganz wesentliche Grundlagen bezüglich Informations-Bereitstellung, –Modellierung und –Austausch sind mit den Normenreihen bereits definiert und im globalen Einsatz:
- IEC 60870-5-104 (traditionelle Fernwirktechnik),
- IEC 61850 (Informationsmanagement für alle Prozesse in der Energieversorgung),
- IEC 61400-25 (IEC 61850 für Windenergieanlagen),
- IEC 62351 (Informationssicherheit),
- IEC 6168/70 (CIM),
- …
Ein wesentlicher Aspekt bei allen Betrachtungen ist natürlich – kaum überraschend! – die Finanzierung und Rentabilität der Umsetzungen! Bei aller Nüchternheit, die in der Roadmap vorherrscht, wurde ein ganz wesentlicher Aspekt ausgeblendet: Die Notwendigkeit, hinreichend viele Ingenieure und Techniker so auszubilden, dass sie mit den vielen neuen elektrotechnischen (!!) und informationstechnischen (!) Lösungen nachhaltige Versorgungssysteme entwickeln, bauen und nutzen können!
Alleine der Aspekt IEC 61850 ist so umfassend, dass er kaum eben mal nebenbei erlernt und verstanden werden kann. Immer häufiger verstehen die Verantwortlichen in vielen Energieversorgungsunternehmen, dass für die “Kleinigkeit” wie IEC 61850 eine Schulung nachhaltige Vorteile bringt. Nur so können Anbieter und Anwender auf Augenhöhe miteinander verhandeln und zusammenarbeiten. Das habe ich diese Woche wieder während eines Trainings zu IEC 61850 bei einem großen Kraftwerksbetreiber erlebt. Ohne Ausbildung sind die Mitarbeiter (junge, ältere oder auch alte Ingenieure) dem Wohl und Wehe der Anwender ausgeliefert!
Es wäre sehr zielführend, wenn der BDEW die Ausbildung in Richtung IEC 61850 (und anderer Normen) forcieren würde! Vor wenigen Jahren war das Thema IEC 61850 weitgehend tabu!
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