Friday, December 14, 2012

Stromausfälle und ihre (katastrophalen) Folgen

Strom kommt aus der Steckdose! Oder? Ja – natürlich! Wie kommt er in die Steckdose? Wen interessiert das schon! So ein paar Techniker – die sollten das wissen!

Strom ist nicht so unterhaltsam wie eine Oper oder ein Konzert! Wirklich? Allerdings! Nur - Strom unterhält uns doch alle: Ohne Strom keine Er- und Unterhaltung! In jeglicher Hinsicht. Was passiert, wenn bei der Aufführung einer Oper das Licht ausgeht, die Aufzüge und Rolltreppen stehen bleiben, die Lüftungs- und Klimaanlagen ausfallen, die Handynetze ihren Geist aufgeben, … und die Tankstellen keinen Kraftstoff mehr verkaufen können … laut einer Studie gibt es in Berlin ganze zwei Tankstellen mit einer Notstromversorgung!

In meiner Kindheit habe ich meine Mutter erlebt, als sie gerade beim Waschen war, fiel der Strom aus; sie sagte mir, dann kann ich ja in der Zeit (mit dem elektrischen Bügeleisen) bügeln! Während ihrer Kindheit hätte das wahrscheinlich funktioniert.

Was bei einem Blackout geschieht - Folgen eines langandauernden und großräumigen Stromausfalls. Unter diesem Titel wurde 2011 eine umfangreiche und interessante Studie veröffentlicht.

Zusammenfassung der Studie [3 Seiten, pdf]

Komplette Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag [251 Seiten, pdf]

Anmerkungen von einem mir bekannten pensionierten Experten, der die Herausforderungen der Energieversorgung von Berufswegen sehr gut kennt:

Die Studie umfasst 261 Seiten. Allein die Zusammenfassung ist 31 Seiten lang. Der Text von Prof. Popp verdichtet dies auf 3 Seiten. Im Februar dieses Jahres war im gesamten europäischen Stromnetz nur noch eine Reserve von ca. 1000 MW verfügbar. Der Ausfall eines einzigen Kernkraftwerkblockes (z. B. ein Block in Philippsburg) hätte zum Totalausfall des gesamten Stromnetzes geführt. So knapp war es noch nie. Aber weil „wieder“ nichts passiert ist, wird diese Extremsituation von der Bevölkerung schlicht nicht wahrgenommen. Unser Umgang mit dieser so wichtigen Infrastruktur wie der Stromversorgung kann nur noch als total unverantwortlich bezeichnet werden.

Da die Kommunikationsmöglichkeiten bei einem totalen Stromausfall sehr rasch wegbrechen (selbst Notausgaben von Zeitungen entfallen, denn wie sollen Journalisten an verlässliche Informationen kommen, wie sollen Notausgaben hergestellt und wie verteilt werden), erreichen Informationen über die Folgen eines längeren Stromausfalles nur noch gerüchteweise und eher lokal die Bevölkerung. Diese kann den tatsächlichen Umfang an Beeinträchtigungen bis hin zu eingetretenen Schäden oder gar zu beklagenden Opfern höchstens erahnen. Eine Wiederherstellung einer dann wieder nutzbaren Infrastruktur ist bisher nicht überlegt, auch nicht geübt. Wie soll das dann funktionieren? Was wären die Folgen?

Wir haben und pflegen die Meinung, dass wir ein technisch hochstehendes Land sind. Mir wird schummrig. Der Vorfall kürzlich in München müsste doch einigen die Augen geöffnet haben. Der lange Ausfall in New York noch viel mehr. Aber wir "spielen" weiterhin mit unserer so wichtigen Infrastruktur und meinen, "der Markt" sorgt dafür (mit Geldbewegungen?!), dass das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Nutzung ständig eingehalten ist. Was ein Irrtum. Mich bringt die Ignoranz noch zum Wahnsinn (oder um).

Sein Fazit: Wann werden die notwendigen Schlussfolgerungen gezogen und tatsächlich konsequent umgesetzt?

Was fällt uns – neben dem Aufbringen von Markierungen für Fahrradwege in Innenstädten – noch alles ein, um die Energieversorgung nachhaltig zu sichern? Es reicht nicht aus, keine Ideen zu haben, man muss auch unfähig sein sie umzusetzen!

Heute ist dafür alles „smart“ (was übrigens auch „gerissen“ bedeutet). Wir sollten uns wieder auf das besinnen, was bisher zu der eigentlich unglaublich hohen Verlässlichkeit der elektrischen Stromversorgung geführt hat: Der Sachverstand, die Vernunft und die gekonnte Beachtung physikalischer Gesetzmäßigkeiten – nicht das Geld und nicht der Markt.

Intelligente und sichere elektrische Energieversorgungsnetze wurden bereits
zu Beginn der Elektrifizierung erfunden und bis heute weiterentwickelt.
Elektrische Sicherungen, Schutz- und Überwachungseinrichtungen sind seit
über 100 Jahren phänomenale Geräte zum Schutz von Leben und technischen
Einrichtungen. Ohne diese „smarten“ Geräte wäre ein fehlerfreies und
ausfallsicheres elektrisches Energieversorgungssystem undenkbar und die
Versorgung mit elektrischer Energie viel zu gefährlich. Siehe auch:

http://blog.iec61850.com/2012/03/smart-grids-19th-century-invention.html

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